Jorge Luis Borges hat mit seiner Geschichte Das Sandbuch eine Metapher für unsere aktuelle Medienrealität geschaffen und darüber hinaus.
Ein zweites, eher metaphorisches Vorbild für meine Arbeit generell ist die Geschichte Das Sandbuch (erschienen im Jahr 1975) des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges, 1899 – 1986.
Dieser Autor, der auch pathetisch als der Bibliothekar Südamerikas bezeichnet wird, hat mit dieser kleinen Geschichte das Prinzip der Hyperstuktur von Inhalten (Hypertext) in narrativer Form vorweggenommen.
Der Inhalt in Kurzform: Ein Bibelsammler bekommt eines Tages Besuch eines ihm fremden Mannes. Dieser bietet ihm eine besondere Bibel, ein besonderes Buch an. Der Bibelsammler öffnet das Buch an einer beliebigen Stelle und blättert nach vorne und nach hinten. Als er versucht, zu der Stelle, an der er war, zurückzublättern, haben sich alle Inhalte verändert. Ebenso wenig gelingt es ihm, den Anfang des Buches oder das Ende zu finden. Es schieben sich immer wieder neue Seiten zwischen seine Finger, wenn er dies versucht…
Das Buch illustriert in beeindruckender Weise das Prinzip unserer heutigen Medienkultur, welche vor allem durch den permanenten Wandel gekennzeichnet ist, der sich der fixierbaren Wahrnehmung entzieht. Vergleichbar mit der Trägheit unseres Auges, das dem Einzelbild eines Filmes nicht folgen kann, verschwimmt die Wahrnehmung der Inhalte im täglichen Rauschen der Mitteilungen und Informationen.
Wer doch lieber auf Papier lesen möchte, findet hier das PDF.