FRAGEN & ANTWORTEN

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Auf die hier aufgeführten Fragen hatte ich in den letzten Jahren oft keine guten Antworten. Daher jetzt einige Gedanken zu den Gründen, warum ich relativ viel Zeit mit der Schreibarbeit zu meinem Textportal BASIC.BOOK verbringe.

Warum schreibe ich überhaupt?

Gab es eine initiale Erfahrung, die mich zum Schreiben gebracht hat?

Was war der Impuls zu diesem Textportal?

Warum heisst das Textportal BASIC.BOOK?

Warum schreibe ich kein Buch?

Warum schreibe ich zu so vielen unterschiedlichen Themen?

Für wen schreibe ich?

Für wen schreibe ich nicht?

Gibt es ein Ziel, das ich mit diesem Textportal langfristig verfolge?

Warum schreibe ich überhaupt?
Dazu eine persönliche Antwort. Schreiben war für mich, als älteres Kind im Alter von ca. 12 Jahren, eine Form der Selbstermächtigung.
Das klingt aus heutiger Sicht erwachsen. Damals war das eher nicht so. Ich nutzte das Schreiben, um meiner Verschlossenheit einen Schlüssel, meinen Gedanken und Gefühlen eine Sprache zu geben.
Es war eine gewisse Orientierung in einer Zeit, in der mir diese fehlte.
Später erkannte ich, wie ich mit dem schriftlichen Festhalten meiner Beobachtungen und den damit verbundenen Erfahrungen einen Vorteil hatte.
Mit einem eher lapidaren Satz sage ich heute gerne: Wer schreibt, der bleibt.
Damit meine ich, wie Schreiben zu einem Dokument einer eigenen Position werden kann und ist vor diesem Hintergrund auch eine Chance, den eigenen Vorstellungen eine Haltung zu geben.
Wissend, wie alles Festgeschriebene durch die Zeit zur Vergangenheit wird. Schreiben ist daher immer eingewoben in einen Prozess, der sich durch Veränderung am Leben hält. Ein wenig wir eine Muskel, der bewegt werden muss.
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Gab es eine initiale Erfahrung, die mich zum Schreiben gebracht hat?
Tatsächlich gibt es ein relativ frühes Erlebnis, bei dem ich die Erfahrung machte, wie Schreiben für mich einen echten Nutzen haben kann und nicht nur Selbstzweck ist.
In einer höheren Klasse hatten wir die Aufgabe, zu Goethes Faust eine Interpretation bzw. eine gesellschaftliche Einordnung in die damalige Gegenwart zu schreiben.
Was ich jedoch vertrödelte und bis einen Tag vor der Abgabe nichts gelesen hatte.
Ich kaufte dann eine dünne Reclam-Ausgabe zu Goethes Faust und habe darin spontan einige wenige Seiten gelesen und versucht, mir wenigstens einen Überblick zum Inhalt zu verschaffen.
Auf dieser extrem dünnen Grundlage schrieb ich meinen Text und gab diesen ab.
Mein Deutschlehrer hat mich wenige Tage später mit dem Lob überrascht, das wäre eine der besten Interpretationen, die er dazu je gelesen hätte.
Natürlich habe ich ihm nicht gestanden, auf welcher Basis ich diesen Text geschrieben hatte. Und man kann sicher an der profunden Kompetenz dieses Deutschlehrers zweifeln.
Diese Erfahrung hat natürlich meine Eitelkeit bedient. Darüber hinaus wurde ich mir über eine Kompetenz im Klaren, von der ich seither des Öfteren profitiert habe.
Es ist die Fähigkeit, mit wenigen Informationen relativ zügig und kontextuell irgendwie zu einem Ergebnis zu kommen.
Ich hoffe, damit wird mir nicht nur Selbstüberschätzung unterstellt.
Denn das Potenzial generell und eine gewisse Kompetenz zu systemischen Denkens wurde mir damals zum ersten Mal bewusst. Und ich spekulierte damals darüber, was ich in meinem Leben nützliches und sinnvolles damit anfangen könnte.
Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es wäre natürlich besser gewesen, ich hätte den Faust gelesen. Da ich dies nicht getan hatte, wurde ich mit der Erfahrung belohnt, ich könne mich auch auf meine Intuition verlassen (ohne komplett zu versagen).
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Was war der Impuls zu diesem Textportal?
Ich lehre seit dem Jahr 2005 in Würzburg. Als ordentlicher Professor hat man in Bayern das Privileg, alle paar Jahre ein Forschungssemester anmelden zu können.
Ein paar Monate, die dazu gedacht sind, wissenschaftlich zu arbeiten, die eigene Lehre zu reflektieren und sich mit Themen zu beschäftigen, der eigenen Lehre neue Impulse zu geben. Vor allem um zukunftsorientierte Angebote machen zu können.
Im Sommersemester 2020 kam mir während meines dritten Forschungssemesters der Gedanke, es wäre doch sinnvoller, die Texte, die im Rahmen meiner Forschungsarbeit entstanden, zu veröffentlichen. Das habe ich mit diesem Textportal umgesetzt. Und seither schreibe ich einfach weiter.
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Warum heisst das Textportal BASIC.BOOK?
Das ist ganz einfach. In einem meiner ersten Semester hatte ich eine Veranstaltung BASIC.BOOK genannt. Dabei ging es darum, als gemeinsames Projekt eine Publikation zu erstellen, in der sich alle möglichen Informationen finden, die mit Design zu tun haben. Ein praktischer Ratgeber zu Fragen rund um das Berufsbild der Fakultät Gestaltung in Würzburg.
Damit verbunden war auch eine Website, natürlich unter dem gleichen Namen. Jahre später war die URL immer noch im Besitz der Fakultät. Da ich den Namen immer noch gut fand, allerdings noch keine Idee hatte, was man damit machen konnte, habe ich die Domain übernommen.
Im Jahr 2020 passte dies dann gut zu dem Anliegen für das Textportal.
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Warum schreibe ich kein Buch?
Auf diese Frage gibt es gleich drei Antworten. Die erste ist sehr einfach. Wenn ich ein Buch schreibe, dann bin ich in vielfältiger Weise abhängig von einem Verlag. Das muss kein Nachteil sein. Doch mir war die Freiheit wichtiger, meinen eigenen Impulsen zu folgen, meinem eigenen Rhythmus, und damit auch der Muse, einem Text die nötige Zeit zu lassen.
Weiter wusste ich nie, was ich einem Verlag als das eine Thema hätte anbieten können. Ich verfolge ja mit diesem Textportal die grundlegende Idee und den Anspruch, in meinen Texten nach Mustern zu suchen, Kontexte bzw. Ähnlichkeiten deutlich zu machen und damit schlichtweg der Suche zu folgen, wie alles mit allem zusammenhängt.
Letztlich sind Bücher in ihrer linearen und endlichen Struktur am Ende abgeschlossen. Am Ende eines Buches macht man einen Punkt. Mir gefiel es besser, Texte als Netz zu denken, als ein Gewebe oder auch Wurzelgeflecht, welches sich ausbreiten darf, sich in allen Richtungen ergänzt, möglicherweise in Teilen widerspricht, vor allem aber nicht zu einem finalen Punkt kommen muss.
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Warum schreibe ich zu so vielen unterschiedlichen Themen?
Letztlich ist jede Äusserung, jede Form der Kommunikation und damit auch das Schreiben ein Spiegel von uns, ein kleines Fenster zu unserem Denken.
Stringenz, lineare Logik, inkrementelle Abläufe waren mir schon immer etwas fremd.
Ja, mir ist klar: Viele, die mich kennen, sind von so einer Aussage befremdet, da sie genau diese Kompetenz mit mir in Verbindung bringen würden.
Schon als Kind fiel es mir schwer, mich auf ein Thema so zu konzentrieren, dass ich nicht permanent nach rechts oder links zu verwandten Themen abbog um zu schauen was dort zu finden wäre. Immer auf der Suche nach Ähnlichkeiten.
In einem Text zum Thema Intelligenz [2] versuchte ich dieses frühe Gefühl unter dem Zwischentitel Konzentrisches Denken zu erklären. Im Prinzip ist das nichts besonderes. Ausser vielleicht, dass ich mein Leben lang die Erfahrung gemacht habe, wie unsere Gesellschaft für diese Form kognitiver Betrachtung relativ wenig Bedarf hat.
Kontextualisierung und Kausalisierung sind oft, vor allem zu Beginn, nicht sehr produktiv. Sie erfreuen sich an Umwegen und ernähren sich von dem Verirren, der Aufgabe eines Ansatzes und der Umkehr. Oft als ein Zurück auf Los.
Alles nicht sehr effizient. Wenn wir darunter die direkte Verwertbarkeit verstehen wollen,
Unter Umständen aber sehr effektiv, wenn wir den Begriff so verstehen, das Richtige zu tun. Gegen alle Widerstände, auch wenn es für andere verrückt klingt und auch, wenn man dabei der Erste ist.
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Für wen schreibe ich?
Ich schreibe für alle die ein wenig Zeit mitbringen. Den Anspruch, man könne alles kurz und einfach sagen, halte ich meistens für relativ primitiven Populismus. Manches ist einfach komplex. Und kompliziert.
Es braucht Konzentration und die Bereitschaft, sich auf ein Themenfeld zu fokussieren. Man sollte ein wenig Freude mitbringen, einen Text auch auszuhalten. Vor allem dann, wenn es etwas anstrengend wird.
Ich schreibe für alle Menschen mit denen ich arbeite. In welcher Form auch immer. Das sind meine Studierenden, die ich für einen gewissen Zeitraum begleiten darf. Das sind Unternehmen, denen ich beratend zur Seite stehe. Es sind aber schlichtweg alle, dich mich kennen, die ich kennenlerne und denen ich mit dem BASIC.BOOK eine Art Visitenkarte in Textform anbieten kann.
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Für wen schreibe ich nicht?
Die einfachste Antwort wäre: Für alle anderen. Vor allem jedoch schreibe ich nicht für Leser:innen, die meine Arbeit an den Texten und damit das Copyright nicht respektieren. Daher erwarte ich, dass die drei Nutzungsbitten am Ende jedes Textes berücksichtigt werden. Hier noch einmal:
Die Nutzung dieses Textes ist wie folgt möglich:
01 Bei Textauszügen in Ausschnitten, zum Beispiel als Zitate (unter einem Zitat verstehe ich einen Satz oder ein, maximal zwei Abschnitte), bitte immer als Quelle meinen Namen nennen. Dafür ist keine Anfrage bei mir notwendig.
02 Wenn ein Text komplett und ohne jede Form einer kommerziellen Nutzung verwendet wird, bitte immer bei mir per Mail anfragen. In der Regel antworte ich innerhalb von maximal 48 Stunden.
03 Wenn ein Text in Ausschnitten oder komplett für eine kommerzielle Nutzung verwendet werden soll, bitte in jedem Fall mit mir Kontakt (per Mail) aufnehmen. Ob in diesem Fall ein Honorar bezahlt werden muss, kann dann besprochen und geklärt werden.
Ich setze in jedem Fall auf Eure / Ihre Aufrichtigkeit.
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Gibt es ein Ziel, das ich mit diesem Textportal langfristig verfolge?
Wenn ich die Zeit meines Studiums mitrechne, dann beschäftige ich mich seit ca. 40 Jahren mit Methoden und Theorien zur Problemlösung und der Spekulation rund um die Zukunft. In der Zeit durfte ich mich in vielen Bereichen ausprobieren. Zum Glück wurde mir dabei wenig in den Weg gelegt. Oder ich war so dickköpfig, dass ich mich nicht aufhalten liess.
In der Zeit ist sehr viel Material entstanden. Ich durfte mich mit so vielen Themen beschäftigen und Antworten auf Fragen suchen, dass es mir lohnend erscheint, dies auf diesem Textportal anzubieten.
Das BASIC.BOOK ist für mich ein Thesaurus. Es ist eine Bühne, auf der alles stattfinden darf, die in alle Richtungen offen ist.
Vor allem aber: Das BASIC.BOOK ist offen für alle.
Wenn daraus etwas Neues entsteht, dann ist das ein Glück. Da ich nicht vorhabe, in meinem Leben mit dem Schreiben wieder aufzuhören, kann ich nicht sagen, was noch alles kommt. Wir werden sehen.
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