Vielleicht ist Lernen nicht nur Beobachten, sondern auch eine Form der Beachtung anderer Möglichkeiten, wie die Welt noch sein könnte.
Wie sollen wir die Welt betrachten, ausser mit den Möglichkeiten, die uns gegeben sind?
Wie können wir Entscheidungen treffen, und seien diese auch noch so unbedeutend, ausserhalb dessen, was wir gelernt, verstanden und – in einer freien Welt – akzeptiert haben?
Und doch sind die Räume der Erkenntnis oft sehr eng, da die Sicht auf das Ergebnis schon sicher scheint, bevor die Räume der Möglichkeiten überhaupt erst und wirklich betrachtet wurden.
Das etablierte Argument scheint bevorzugt recht zu behalten. Die höhere Instanz hat oft jene Macht, die genügt, um einer neuen Sichtweise im Weg zu stehen.
Vielleicht sollten wir jener Haltung besondere Aufmerksamkeit widmen, wie wir dem Unbekannten, dem Andersartigen, der ungewöhnlichen Version mit einer anderen Sehweise begegnen.
Vielleicht ist es eine Frage von Haltung, um die vorauseilende Überzeugung ein wenig langsamer zu gestalten, und erst einmal schauen, was ist, was wir vorfinden und was trotz aller Fehler interessant sein könnte.
Wer mehr und umfassender zu diesem Thema lesen möchte, hier bitte:
Shortcuts zu einzelnen Unterthemen bzw. zentralen Stichworten in diesem Text:
Ordnung ||| Konflikt ||| Neuseeland ||| Sprache ||| Spekulation ||| Hilfe ||| Fehler ||| Geschichte ||| Korrektur ||| Konstruktiv ||| Falsch ||| Das gleiche und dasselbe ||| Erzählen ||| Dilettant ||| Patenschaft ||| Projekt ||| Entdeckung ||| Selbstorganisation ||| Werkzeuge ||| Grenzerfahrung ||| Irritation
Menschen sind individuell kreative Impulsgeber und Erfinder ihrer Welt. Damit sind sie auch, wenn auch nur kleine, Schöpfer der Welt als Ganzes.
Gleichzeitig sind die Kooperation und das Zusammenspiel mit Anderen elementar für das eigene, wie auch das gemeinsame Anliegen. Schon die Jagd auf ein Tier vor Jahrhunderttausenden war ein gemeinsamer Prozess. Heute ist die Komplexität unserer globalen Realität so gross, dass wir uns oft nur noch in Teams unterschiedlicher Grösse zurechtfinden. Oder durch die Illusion digitaler Hilfsmittel unsere Eigenständigkeit und Souveränität simulieren können.
Wir kennen alle das Gefühl des Glücks, mit Menschen arbeiten zu dürfen, mit denen alles leicht geht. In der Musik spricht man von Groove, wenn eine Band mit ihren Instrumenten und Stimmen den Raum um sich zum Schweben bringt. So scheint es. Momente tiefer Zufriedenheit.
Gleichzeitig führt zu viel Harmonie ab einem gewissen Punkt zu einem verführerischen und angenehmen Stillstand.
Das ist manchmal nachträglich, manchmal jedoch von Vorteil für das, was noch nicht sichtbar ist und daher nicht erkannt werden kann. Wie das Tier, das vor vielen Tausend Jahren nur mit einer mutigen Ahnung verfolgt werden konnte.
Im Weiteren folgen Aspekte und Gedanken, die vielmehr als Haltung zum Themenfeld Lernen gemeint sind, denn als konkrete Anleitung verstanden werden wollen.
Ordnung
Unsere heute gern sogenannte regelbasierte Ordnung, funktionale Orte (Abteilungen), starre Abläufe oder auch fixierte Zeitfenster führen häufig zu einer Änderungsresistenz, die im Grunde nur in graue Uniformität führen kann.
Klingt dramatisch, ist mir jedoch als gedankliches Sprungbrett für die weiteren Gedanken wichtig.
Denn trotz allem müssen Ziele, seien sie auch noch so klein, erreichbar sein.
Das Bedürfnis nach Erfolg wird dabei zu einem Suchtverhalten, sonst ist die Routine und die Austauschbarkeit des eigenen Tuns kaum zu ertragen.
Es genügt dann, fast nichts erreicht zu haben, um die Triggerpunkte in unserem Kopf zu aktivieren.
Doch Erfolg ist nur ein Zwischenprodukt auf dem Weg zu einer grösseren Vision, einem Anliegen, das uns durch die Unerreichbarkeit am Leben hält.
Doch leider: Die Freiheit zu einem eigenen, grösseren Motiv, einer Vision, die fehlt häufig.
Jede Veränderung der Situation könnte zu einem Konflikt mit dem System führen.
Wer will das schon.
Die grundsätzliche Nichterreichbarkeit eines Vorhabens führt zu bedeutenderen Ergebnissen als die Erreichung einzelner Ziele und die damit verbundene und kurzfristige Befriedigung.
Konflikt
Der Konflikt ist jedoch ein zentraler Mitspieler, wenn wir über Lernen bzw. Methoden zum Lernen sprechen. Eine Aufgabe wird manchmal besser durch das Aufgeben. Langeweile entfaltet ab und zu mehr Lösung als eine wohlmeinende Aktivität, die nur beschäftigt, ohne einen tieferen Sinn.
Unordnung bzw. das Aushalten von weniger Perfektion macht manchmal den Blick frei auf das Wesentliche und damit einen eigenen Gedanken.
Vielleicht erkennt man erst dann, was man wirklich will. Im besten Fall mit der Erkenntnis verbunden, wer man eigentlich ist.
Peter Bamm, 1897 – 1975, deutscher Arzt und Schriftsteller, sagte einmal:
Fleiss für die falschen Ziele ist noch schädlicher als Faulheit für die richtigen.
Mangels des Muts zu Alternativen flüchtet die Gesellschaft gerne in Lehrmethoden, die eher ein Prinzip verfolgen, das in der Psychologie als Doppelbindungsstrategie [2] beschrieben wird. Jeder Erfolg ist dann das Vorzimmer zur nächsten Aufgabe, die erst durch die erfolgte Lösung (der neuen Aufgabe) den Prozess aufrechterhält.
Und der Prozess muss verteidigt werden, da eine übergeordnete und führende Idee, ein eigenes Anliegen, eine Bestimmung als souveräne Entscheidung oft nur sehr zaghaft ausgebildet ist.
Selbst wenn die Person über viel Wissen verfügt.
Im Grunde erinnert dies an eine Welt, die wir aus Büchern von Franz Kafka, 1883 – 1924, kennen. Tunnel, denen man nicht entrinnen kann. Transformationen der eigenen Person in Insekten und die damit verbundene Verzerrung der Wahrnehmung.
Wobei das Prinzip, in bestimmten Situationen die eigene Existenz mit dem Blick einer Fliege an der Wand zu tauschen, durchaus vorteilhaft sein kann.
Auch wenn die Grenzen fliessend sind, ich spreche wir von Lernen und Bildung in einem übergreifenden Sinn und nicht von Schulen als Orten für junge Menschen, die noch relativ machtlos der Welt ausgeliefert sind.
Doch ein kleiner Blick in Lehrmethoden für Menschen am Beginn ihres Lebens lohnt durchaus.
Neuseeland
In Neuseeland gibt es einen Ansatz und ein Verständnis des Lernens, bei dem der vielleicht wichtigste Aspekt, wie Lernen idealerweise gelingt, nicht vergessen wurde:
die Wirkmacht unserer emotionalen Zuwendung gegenüber dem, was wir tun.
Bei kleinen Kindern wird dies noch ohne ein etwas schräges Lächeln fröhlich bestätigt. Später, wir sprechen immer noch von Kindern, wird dies schon weniger grosszügig. Als junge Erwachsene ist Lernen dann eine eher ernste Angelegenheit.
Ein Phänomen jedoch kennen wir alle: Die Leichtigkeit, mit der wir etwas neues in unserem Leben akzeptieren, damit den Aufwand des Lernens auf uns nehmen und die Beschäftigung mit der Veränderung mühelos wahrnehmen sowie Zeit einer anderen Skala zu folgen scheint, wenn wir es wirklich gerne tun.
Wenn unsere Handlung auf eine tief in uns schlummernde Aufmerksamkeit trifft.
Doch auch, wenn wir daraus einen konkreten und effektiven Nutzen ziehen können. Man kann dies auch in einem Leitsatz bündeln.
Der Vorteil, den ich durch meine Bereitschaft zur Veränderung erhalte, muss grösser sein als der Aufwand, der mir durch das Erlernen des Neuen und den Verlust des Gewohnten entsteht.
Sprache
Wie leicht lernen wir eine Sprache zusammen mit einer Person, die wir lieben. Wie leicht fällt uns Veränderung, wenn wir uns oder auch anderen damit einen besonderen Wunsch erfüllen können?
Wie leicht verstehen wir etwas Neues und Fremdes, wenn wir reisen oder wenn ein besonderes Wissen so vermittelt wird, dass über die Banalität der Zusammenhänge plötzlich klar wird, warum Bäume in der Lage sind, Wasser bis in die Spitzen ihrer obersten Äste zu pumpen?
Wenn wir nur beginnen würden, uns mit der Sprache und ihren Wörtern so zu beschäftigen, und wir diese nicht mit der Überheblichkeit des ungefähr Verstandenen zufrieden geben, sondern sie immer wieder neu betrachten und darüber sinnieren, was diese Wörter, diese Begriffe wirklich bedeuten und wie man mit einer neuen Sprache, mit neuen Wörtern vielleicht auf neue Gedanken kommen könnte.
Dann wäre schon ein Anfang gemacht.
In einigen Schulen Neuseelands wird die Vermittlung von Sprache wie ein freies Radikal, wie ein offenes Netz neuer, auch poetischer Formen der Artikulation verwendet. Alleine hier ergeben sich feinsinnige neue Wege, um über die eingefahrenen Trampelpfade etwas neues Gras wachsen zu lassen.
Spekulation
Der Start zu jeder Erkenntnis sollte nicht die erzwungene Übertragung dessen sein, was bisher gut funktionierte, sondern die individuelle Spekulation darüber, was es noch, wie es auch und damit anders sein könnte, welche Winkel der Betrachtung sich darüber hinaus finden lassen.
Überhaupt ist Spekulation [2] ein Schlüsselbegriff, wenn wir über eine Form des Lernens nachdenken, die zwar nicht auf direktem Weg zu einem Ergebnis führt, doch das Potenzial hat, zu einem eigenständigen und mit der [spekulierenden] Person (welchen Alters auch immer) verwobenen Anliegen zu werden.
Ein Anliegen kann zu einem positiven Spektakel im Kopf werden, zu etwas, was einem den Schlaf raubt, was sich so tief als wirklich eigenes Interesse in uns einbrennt, dass wir davon geführt werden und die Zeit darüber vergessen, wie auch den Aufwand, den wir dafür in Kauf nehmen.
Hilfe
Wir wissen um den möglichen Wert, wenn wir die Hilfe anderer erbitten. Wenn wir den Mut haben, unsere Schwäche mit Menschen offen zu teilen um von deren Können zu profitieren. Wir haben alle schon die Erfahrung gemacht, dass dies für beide Seiten ein besonderen Ertrag sein kann und so ein Zusammenwirken zu neuen Konstellationen führt.
Einfach darum, da die Idee der Vernetzung, des Teilens und der Grosszügigkeit als übergeordneter Wert nicht nur erkannt wurde, sondern die Motive der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sichtbar macht und befruchtet.
Fehler
Wir glorifizieren heute gerne die Fehlerkultur [2] als wichtigen Transmitter bei der Entwicklung neuer Konzepte und Innovationen, vor allem solcher mit ökonomischer Zielstellung.
Es ist sicher positiv, wenn das schlummernde Potenzial von Fehlern heute erkannt und in erwachsenen Welten einen akzeptierten Platz gefunden hat. Gut so.
Auch ist es verständlich, wenn das Credo, man dürfe gerne Fehler machen, nur bitte nur neue, also nicht die schon gemachten, ein Ansatz für eine Lerngemeinschaft sein soll.
Fehler aktiv zu machen, ist dabei weniger vorgesehen. Ich meine nicht den einkalkulierten Zufall in einem Prozess, der ein passendes Ergebnis zum Ziel hat, sondern genau das Gegenteil: die bewusste Andersartigkeit, die Auflösung bekannter Strukturen bis zur Zerstörung dessen, wie es ursprünglich war bzw. wir damit verbunden (und so gelernt) haben.
Ein kleines von vielen Beispielen in meiner Lehre:
Ich bringe die global bekannten blauen IKEA-Tragetaschen in ein Seminar. Ungefähr so viele, dass es pro zufällig ausgelostem Paar eine Tasche gibt. Dazu teile ich Gafferband aus und pro Paar eine Schere. Ausserdem Papier und Stifte. Die Übung ist im Prinzip ganz einfach. Sie lautet:
Macht aus den Tragetaschen etwas komplett anderes. Die einzige Bedingung ist, dass das Neue nicht mehr als Tragetasche verwendet werden kann. Macht davor einen Plan auf Papier, denkt also abstrakt über eure Idee nach und versucht, diese mit groben Skizzen zu zeichnen und zu beschreiben.
Zerschneidet (zerstört) dann die Tragetasche und kreiert eure Idee zu dem neuen und komplett andersartigen Ding. Anschliessend teilt und zeigt ihr euer Ergebnis in der ganzen Gruppe und versucht, damit eine Geschichte zu verbinden.
Geschichte
Die Geschichte ist das eigentliche Ziel der Übung, denn damit entsteht eine Erzählung, ein Narrativ, das die Fantasie der Erzähler:innen benötigt und die Fantasie der anderen in der Gruppe inspiriert.
Dies ist nur ein kleines Beispiel, welches sich in vielfältiger Weise und mit einer komplett anderen Skalierung in andere Welten übertragen lässt.
Korrektur
Wenn wir von Lernen sprechen, dann haben wir im Grunde akzeptiert, nur durch Korrektur könne die erwünschte Verbesserung, der Lernerfolg erzielt werden.
Mir ist klar: Jede Form der Optimierung [2] braucht einen Spiegel, der zu einer verbesserten Lösung führt. Nicht zuletzt wegen notwendiger Konventionen in einer Gesellschaft, ohne die ein Zusammenleben kaum funktionieren würde.
Es ist jedoch ein wesentlicher Unterschied, ob ich das ist falsch oder so wäre es richtig sage.
Noch besser ist es, wenn mit dem [vermeintlich oder tatsächlich falschen] Ergebnis der Person, die in einem Prozess des Lernens begleitet wird, ein kreativer und konstruktiver Impuls verbunden wird.
Stichwort konstruktiv:
Konstruktiv
Es ist meist eine Frage der Kultur von Kommunikation, wie ein Dialog [2] stattfindet. Je nach dem Status der Diskutanten, der Situation, der gegenseitigen Abhängigkeit und damit auch der inhärent schlummernden Macht, ist eine Reaktion häufig instruktiv, im Sinne von: So ist es!
Weniger üblich ist ein kommunikativer Austausch um einen konstruktiven Dialograum zu schaffen und damit eine Reaktion in Form von so ist es aus meiner Sicht bzw. ich verbinde dies aus meiner Erfahrung damit.
Der Einwand, damit würde Kommunikation uneindeutiger bzw. in einen dialogischen Weichspülgang verwandelt, ist auf den ersten Blick verständlich.
Es gibt Situationen, die brauchen eindeutige Korrekturen. Es könnte Leben gefährden, würde man dies bestreiten. Darum geht es nicht.
Ich spreche von umsichtiger Aufmerksamkeit, einem Ansatz des respektvollen Zuhörens [2] – besser sollten wir sagen: von Hinhören. Am Ende spreche ich von Empathie und damit der Fähigkeit, ein Gespräch aus unterschiedlichen Positionen nachvollziehen zu können.
Falsch
Was ist aber bei Resultaten, die eindeutig falsch sind? Das Ergebnis mag objektiv falsch sein und damit nicht der einzig möglichen Lösung zu einer Aufgabe entsprechen.
Doch der Prozess des Weges, der eine [die richtige] Lösung zum Ziel hatte, ist das, was dabei ignoriert wird. Das Ergebnis wird korrigiert, statt verstehen zu wollen, warum das Ergebnis nicht möglich sein konnte.
Vielleicht verstecken sich in den eigenständigen Ansätzen (die zu dem falschen Ergebnis führten) spannende Ideen.
Die menschliche Kulturgeschichte ist voll mit unzähligen Beispielen an Ansätzen, die offensichtlich so nicht funktionieren, doch im Rückblick einen Ansatz verfolgten, welcher erst Jahrhunderte später von anderen entwickelt und [noch einmal] erfunden wurde.
Leonardo da Vinci ist ein wunderbares und – das darf man vermutlich behaupten – unbestreitbares Beispiel dafür.
Das gleiche und dasselbe
Die Fähigkeit zur Aufnahme neuer bzw. fremder Inhalte und Informationen ist sicher auch, aber nur bedingt von den kognitiven Potenzialen der betreffenden Person abhängig.
Ich sprach von neuen bzw. fremden Inhalten und Informationen. Ist das nicht dasselbe?
Nein, es ist das Gleiche, kann sich jedoch unterscheiden.
Das Lesen der Welt ist stets eine Anforderung zur Einordnung, zur Interpretation und Klärung der Relevanz für unsere jeweilige Situation.
Eine Tasse, die uns an einem neuen Ort als Ergebnis unseres Bedürfnisses nach einem heissen Tee gebracht wird, ist neu, doch nicht fremd. Wir kennen Tassen und wissen, wie wir damit umzugehen haben.
Umgedreht gibt es Dinge, die sind uns im Prinzip nicht fremd, doch in dem Kontext, in dem wir damit konfrontiert werden, sind sie neu und damit eine Herausforderung für uns, dies zu akzeptieren.
Die Kunst [2] spielt damit. Wir sitzen in einem Theater und sehen einen von der Decke kopfüber hängenden Baum. Der Baum ist für uns nicht fremd. Die Art der Präsentation und der Kontext, in dem dieser Baum uns präsentiert wird, sind jedoch neu. Sehr neu. Wird der Unterschied klar?
Manche würden vielleicht sagen, das ist Haarspaltereit. Ich gebe zu, die Übergänge sind fliessend und teilweise angreifbar. Der Unterschied zwischen dem Neuen bzw. dem Fremden ist in Bezug auf unsere Lernbereitschaft jedoch ein betrachtenswerter Aspekt. Je älter wir werden, desto weniger Kontakt haben wir mit dem für uns Unbekannten.
Das könnte man Erfahrung nennen, vielleicht auch Gewohnheit, leider oft auch Dogmatismus, wenigstens ist es bewegungsreduziertes Denken.
Natürlich auch Konformismus. Wir brauchen Übereinstimmungen mit unserem sozialen Umfeld.
Worum geht es mir? Ich spreche von einer Entwicklung in unserer Alltagskultur, die dem Neuen begeisternd huldigt, geradezu in süchtiger Bereitschaft und oft kritiklos das eigene Leben damit flutet.
Alles Fremde hat es schwerer. Der Kontakt mit dem Fremden benötigt eine gewisse Zeit der Annäherung, eine Offenheit für das Spekulative und natürlich auch das Aushalten all dessen, welche Auswirkung dieser Kontakt (mit dem Fremden) auf uns hätte.
Warum sonst haben es Populisten und ihr virtuoses Spiel mit [sogenannten] sozialen Medien so leicht?
In Bezug auf das Lernen ist die Zeit oft knapp. Die Ressource Leben soll nicht sinnlos investiert werden. Das produktive Abarbeiten neuer, wenn auch kleiner Herausforderungen und die extra Belohnung im Kopf sind eine inzwischen globale Währung für das, was wir Bildung und den Umgang mit Wissen nennen. Umwege sind nicht erwünscht. Das Scheitern darf erfolgen, jedoch nur als kalkulierte Investition auf dem Weg zum Erfolg. Was ist das Problem?
Es könnte sein, dass die Zirkel der Aufmerksamkeit immer kleiner werden und irgendwann nur noch in einem Punkt des Stillstands klein und uniform vor sich hindrehen, so dass kaum noch Bewegung erkennbar ist.
Wir wissen nicht, was Albert Einstein heute dazu sagen würde. Sicher scheint, dass er in seiner Arbeit dem Neuen und Fremden die gleiche Aufmerksamkeit widmete.
Erzählen
Wir sprachen weiter oben von Lernen als vertikalen Prozess der Über- und Unterordnung. Das gelernte [und akzeptierte] Prinzip ist allzu banal: Eine höhere Instanz muss zur Verfügung stehen, von der die [mehr oder weniger bestehende] Freiwilligkeit derer abhängt, die lernen wollen (oder sollen).
Das macht Sinn und war im Grunde eine gute Idee der Evolution. Damit entsteht Progress, also auch Entwicklung, mit dem Ergebnis der [gegenwärtigen] Dominanz menschlicher Spezies.
Lehrende spielen hier eine wichtige Rolle, sie haben eine bedeutende Aufgabe auf der Bühne mit dem Namen Lernen.
Das Problem hat zwei Namen. Der erste lautet Deutungshoheit. Der zweite Distanz.
Der übliche Vorsprung der Lehrenden in Bezug auf Wissen und Erfahrung verbunden mit der Anwendung dessen, was gelernt werden soll, wird meistens leider generalisiert. Hier können wir uns auch an den Gegensatz von Deduktion und Induktion [2] erinnern.
Mit Generalisierung meine ich die Übertragung einer speziellen Kompetenz auf eine höhere Ebene und damit die Generalisierung von Kompetenz generell.
Das sollte man allerdings nur bedingt den Lehrenden vorwerfen. Es ist eher eine systembedingte Haltung, die häufig Druck auf jene ausübt, die Wissen, Können und Machen (Anwendung) vermitteln sollen.
Das interessiert uns nur am Rande. Doch für alles Weitere ist es ein guter gedanklicher Humus.
Das zweite Problem ist Distanz. Sowohl die Erwartungen von aussen, als auch jene, die Lehrende mit ihrem Selbstverständnis [2] nach möglichst fehlerloser Performanz auf die eben so bezeichnete Bühne des Lernens bringen, ist ein Handicap.
Die Bezeichnung Handicap, als Randbegriff der Evolutionsbiologie habe ich dafür bewusst gewählt, da unter der Bezeichnung Handicap-Prinzip ein im Grunde unnötiger Aufwand beschrieben wird (auch teure Signale genannt), der final dann doch einen Vorteil bringt. Denken wir an das Pfauenrad oder den menschlichen Aufwand bei der Partnerwahl.
Wenn sich Lehrende keine oder nur kleine Schwächen erlauben können bzw. das Gefühl vorherrscht, dies müsste so sein, dann wird Stress zum Bestandteil des Systems.
Stress führt zu Vorsicht bzw. zu einem formalisierten Verhalten. Risiken werden eher vermieden. Vor allem jene, die angreifbar machen würden.
Wir können Spannung auch rein physikalisch betrachten. [Mechanische] Spannung kann nur wechselseitig erfolgen. Je nach Zugkraft muss auf der anderen Seite entsprechende Gegenkraft aufgewandt werden.
Übertragen auf die Psychologie einer Lehrsituation entstehen vergleichbare Effekte. Je stärker eine übergeordnete Instanz eine Position vertreten zu müssen glaubt (Deutungshoheit), desto mehr entwickelt sich Distanz als Differenz zwischen [wenigstens] zwei der Beteiligten.
Wie soll es anders sein?
Die Lösung ist so einfach wie das Lockern eines Seils zwischen zwei Kontrahenten. Je weniger Spannung und damit Distanz vorherrscht, desto selbstverständlicher lassen sich hierarchische Hürden wie auch kommunikative Abstände auflösen.
Die Schlichtheit der Lösung heißt Vertrauen, und dies kann dann erste Blüten entwickeln, wenn die Rahmenbedingungen günstig sind.
Die Bühne des Lernens sollte zur Entspannung einladen. Eine Bühne ist üblicherweise eine Fläche, auf der sich alle Akteure zu einem gemeinsamen Spiel treffen, verbunden mit klaren Bedingungen und [Spiel-] Regeln.
Ein Stück auf einer Bühne ist die reinste Form der Kunst des Erzählens.
Wer kennt es nicht, einer Person aufmerksam, fasziniert und gerne zuzulauschen, da sie in diesem Moment aufrichtig und nahbar erzählt?
Vielleicht ist das Erzählen generell, vor allem jedoch eine niederschwellige Form davon und dasTeilhabenlassen an der eigenen Person (Lehrende), ein Schlüssel für jene Form des Lernens, die im Rückblick als mühelos und inspirierend erinnert wird.
Die Lernenden haben dabei gar nicht bemerkt, woher und woraus sich ihre Kompetenz entwickeln konnte. Und das ist auch nicht wichtig!
Der nicht bestimmbare Ertrag der Lehrenden liegt darin, dass sie durch ihre grosszügige Entspanntheit immer selbst dazulernen.
Der Schlüssel liegt also in einer persönlichen Offenheit derer, die eine vermeintlich höhere Instanz vertreten. Mit einem Satz wie: oh, dieses Problem kenne ich gut, ich erzähle euch dazu mal eine Geschichte von mir verändert sich die Neigung der Bühne unmerklich und eine neue Beweglichkeit des Lernens entsteht.
Nicht uninteressant, da sehr fokussiert auf das Thema Schule (darum geht es mir hier nur am Rande), ist die sogenannte Hattie-Studie [2], des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie, * 1950.
Abschliessend zum Gedanken Lernen als Form des Erzählens hier eine aussagestarke Grafik mit dem Namen Johari-Fenster, die das Spannungsfeld zwischen Wissen und Können sowie eine fehlende Grosszügigkeit zum Ausdruck bringt, wenn dieses nicht geteilt wird.

Dilettant
Wenn wir von Lernen als übergeordnetem Prinzip sprechen, dann sind Verallgemeinerungen logischerweise ausgeschlossen. Es wäre schön, wenn wir alles alleine entdecken, wenn die eigene Erfahrung einen Zugang zu jeder Form von Kompetenz weisen würde. Das ist aber nicht so.
Es gibt Themenfelder, in denen Kompetenz nur dann entsteht, weil man den Gipfel eines Berges nur vom Tal aus oder das Dach eines Gebäudes nur über die erste Treppe des Erdgeschosses erreichen kann.
Wenn ich einen Buchstaben nicht kenne, dann ist ein Wort für mich nicht lesbar, der Satz macht keinen Sinn, die Beschreibung ist für mich nicht nachvollziehbar.
Inkrementelle bzw. syntaktische [2] Prozesse sind keine freiwillige Entscheidung, sondern liegen in der Natur der Themen.
Es gibt viele Themen, die einen explorativen und experimentellen Zugang nicht nur erlauben, sondern damit wesentlich effizienter erschlossen werden können.
Wir kennen das Dogma der erstrangigen Bedeutung von Wissen, das irgendwann die Türe zu einer noch schwachen Anwendung in Form von Können öffnet, um dann irgendwann alle Zügel fallen zu lassen und ein eigenständiges Machen zu erlauben. Aber das dauert.
Schliesslich herrscht der Glaube vor, es gäbe [systembedingt] nur eine Methode, die zu einem Level an Kompetenz führt, um dann irgendwann alleine weitermachen zu dürfen.
Vielleicht ist es aber besser, häufiger den umgekehrten Weg zu wählen.
Ein Dilettant ist jemand, der sich für etwas begeistert, eine Liebhaberei entwickelt und diese Freude am Tun einfach so und mit freier Entscheidung zu einer gewissen Kompetenz führt. Wir könnten auch von einer Passion sprechen, wissend, beide Begriffe werden häufig von Geringschätzung begleitet.
Unbestritten ist sicher: Ein Dilettant kann nicht sofort auf den höchsten Berg steigen. Doch die Freude am Steigen, eine Erfahrung zu machen, wie man die eigenen Möglichkeiten nutzt, um bestimmte Hindernisse in der Landschaft zu überwinden, das kann eine lustvolle Einladung sein, um höher steigen zu wollen.
Patenschaft
Wir kennen Paten vor allem im Kontext einer Familie. Vielleicht auch in einer lockereren Form mit Freunden, die eine besondere Aufgabe der Fürsorge für Menschen übernehmen, die diese Unterstützung brauchen.
Das können junge bzw. kleine Kinder sein, es können auch Menschen sein, die mit einer körperlichen oder geistigen Einschränkung leben.
Diese Form der Patenschaft ist hier nicht gemeint.
Gemeinsam mit dem klassischen Verständnis sprechen wir aber davon, wie Menschen bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten haben und diese in einer Gemeinschaft zum Wohle aller einbringen könnten.
Das Problem beginnt häufig an der Stelle, dass dies weder der Gemeinschaft noch der Person selbst bewusst ist. Warum?
Das ist ein grosses Feld der Psychologie und würde meine Intention innerhalb dieses Textes überfordern.
Allerdings gibt es Möglichkeiten, um herauszufinden, was jemand besonders gut kann. Eine davon ist die Improvisation und der damit verbundene liebevolle Zwang, eine Rolle einnehmen zu müssen.
Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg ist die Unbekümmertheit bzw. die gemeinsame Sicherheit, dass es sich dabei nur um ein Spiel handelt. Es geht um nichts.
Exakt diese Schwerelosigkeit ausbleibender Konsequenz und damit die Verblassung jeder Sorge ist ein wichtiges Substrat, auf welchem sich Neues und damit eine Form der Selbsterfahrung bilden kann.
Was man kann, das muss man.
Das klingt als Leitsatz relativ direktiv und verheisst wenig Freiheit zur eigenen Entscheidung. Gleichzeitig versteckt sich darin eine Frage an jene Verantwortung, an ein bestimmtes Potenzial, über das man – zufällig oder nicht – verfügt, und es wird deutlich, wie man damit umgehen sollte.
Wir streifen hier eine universelle Frage rund um die Begriffe Ethik und Moral.
Darin will ich mich nicht verstricken.
Mich beschäftigt hier nur die Frage, wie wir Kompetenzen, Fähigkeiten, Fertigkeiten oder auch Talente bei Menschen erkennen und diese in einem sozialen Kontext ihre Wirkmacht entfalten können.
Damit meine ich eine Gruppe, die ein mehr oder weniger gemeinsames Ziel eint und damit mit der Frage konfrontiert ist, wie sich dieses am besten erreichen lässt.
Welche Grenzen sind zu beachten, damit Dritte ausserhalb der Gruppe nicht zu Schaden kommen? Werden die Konsequenzen einer Entscheidung für die darauf aufbauenden Entscheidungen deutlich, oder hofft man eher auf die positive Wendung, die aus dem Mut der Handlung entsteht?
Komplexe Fragen.
Hier interessiert die Frage: Gibt es einen Anspruch, vielleicht auch nur als eine indirekte Verpflichtung, einen besonderen Beitrag zum Gelingen eines gemeinsamen Anliegens (wir könnten auch von einem Projekt sprechen) zu leisten, oder überfrachtet man den Prozess bzw. die Person mit einem dogmatischen und moralischen Überbau.
Tatsächlich ist alleine schon dieser Gedanke eine Sackgasse. Menschen lernen schon in ihrer frühesten Kindheit die Beglückung, die aus dem entsteht, was mit der eigenen Leistung bzw. einem persönlichen Beitrag verbunden ist.
Sei es auch noch so trivial.
Stellen wir uns ein siebenjähriges Kind vor, das durch die Öffnung eines kleinen Fensters steigt (weil es dies kann), da die Eltern den Schlüssel vergessen hatten und dadurch das gemeinsame Haus nicht mehr betreten werden konnte.
Jede dieser besonderen Leistungs- und Erfahrungsimpulse wird selten vergessen und prägt das Selbstverständnis über ein ganzes Leben. Wenn es gut läuft.
Gleichzeitig ist es eine Chance, mit dieser Erfahrung die Erfahrung zu machen, wie sehr man selbst davon profitiert, wenn man die eigenen Kompetenzen und Talente mit anderen teilt. Oft ist der eigene Ertrag sogar [wenn auch nur gefühlt] grösser als der Beitrag für die anderen.
Es ist immer einen Versuch wert!
Übrigens: Das kleine siebenjährige Kind war ich selbst.
Projekt
Der Begriff Projekt [2] kommt (wie so vieles) aus dem Lateinischen und bedeutet nach vorn geworfen. Diese allzu prozessuale und lineare Perspektive passt mir nicht so richtig. Warum?
Damit verbindet sich im kollektiven Bewusstsein [2] unserer Zeit vor allem ein Ablauf, an dessen Ende ein Produkt stehen sollte. Etwas, warum sich der Aufwand (des Projektes) lohnte.
Aber ist es das, was wir mit Lernen in Verbindung bringen sollten?
Wir kennen den Ansatz projektorientierten Unterrichts. Hier entlarvt – auch wenn die positive Absicht nicht geleugnet werden soll – der Begriff Unterricht den subtilen Ansatz. Ein relativ festgelegter Plan und eine auf Wiederholbarkeit ausgelegte Zieldefinition bezeichnen das Klingelschild und legen klar: Nur diese Türe, nur diese Richtung ist möglich.
Doch kann es nicht sein, dass unsere Welt und unser Gehirn nicht zwingend so funktionieren und wir uns eher zwingen müssen, so stringent zu denken. Entlang dem Plan eines Projektes?
Mir gefällt die Vorstellung eines konzentrischen bzw. – noch schöner – aeroben Projektvorhabens viel besser. Es illustriert perfekt jenes, was ich als Ergänzung (nicht als Abgrenzung, denn auch ein linearer Projektprozess macht viel Sinn) vorstellen und beschreiben möchte.
Menschen sind aerobe Lebewesen, verbleichbar mit Pflanzen. Sie überleben nur durch permanente Atmung. Selbst in der Nacht werden wir beatmet. Es gibt keine Pause. Ich meine dies natürlich als Metapher, als eine Art Sinnbild für die Position des Menschen auf diesem runden Planeten. Alle Perspektiven und Richtungen sind [mindestens] denkbar, doch wir reduzieren uns oft entlang einer Linie in gerader Richtung und einem Pfeil folgend.
Wichtig ist die Haltung am Start!
Jedes Projekt hat eine Startposition und bietet damit einen Impuls, in allen Richtungen Orientierungspunkte zu finden. Von zentraler Bedeutung – im wörtlichen Sinne – ist, diesen Anfangspunkt nicht aus den Augen zu verlieren. Dies ist die Referenz [2] [3] zu allem, was folgt. Auch wenn sich die Konsequenz ergeben sollte, diese Position des Startpunktes neu zu justieren.
Quallen ernähren sich durch Bewegung. Sie haben kein Gehirn, sondern bestehen im Grunde nur aus einer hochsensitiven Oberfläche. Ohne Bewegung kommen sie nicht mit Nahrung (zum Beispiel Plankton und Kleinstlebewesen) in Kontakt.
Würden sie an einem Ort verharren, würden sie sterben.
Dieser Vergleich ist hilfreich, zeigt er doch die dringende Notwendigkeit zur offenen Bewegung in alle möglichen Richtungen.
Ich nenne dies zum Start eines Projektes gerne Antizipation (um nur einen Ansatz zu nennen) und meine damit den weiten Blick in möglichst viele Dimensionen der Betrachtung. Man kann da nichts falsch machen, ausser man wird zu früh zu bequem und verharrt an einem allzu bequemen Ort.
Das ist nie gut. Eigentlich ist es immer falsch.
Eine Randnotiz zum Thema Projekt:
Den folgenden gedanklichen Ablauf habe ich im Jahr 2024 dem Direktor der Schule meiner Tochter überreicht. Gedacht als Impuls zum Thema Projekt als konzentrischer Prozess einer Entdeckungsreise.
Vom WASSER zum NETZ
Besuch der Wasserwirtschaft unter der Oberfläche einer Stadt.
Verbindung mit der Entwicklung einer Stadt sowohl historisch, als auch mit Bezügen auf die soziale, ökonomische und logistische Systematik.
Besuch bzw. Einbeziehung der öffentlichen Stellen und Institutionen für Stadtentwicklung.
Was bedeutet Wasserwirtschaft generell bzw. für den Bausektor (Grundwasser)?
Wie funktioniert es überhaupt, Wasser in einem Gebäude nutzen zu können?
Welche historischen Entwicklungen haben zu den heutigen technischen Möglichkeiten geführt?
Welche physikalischen Möglichkeiten mussten verstanden werden (Naturwissenschaft), damit entsprechende technische Entwicklungen realisierbar wurden?
Was ist überhaupt Wasser als chemische Verbindung, als Bedeutung für jede Form der Zivilisation und auch in Bezug auf Spiritualität und Religion ?
Wie kam Wasser auf die Erde bzw. welche Theorien gibt es dazu?
Wie schafft es die Natur Wasser zu reinigen und damit wieder trinkbar zu machen?
Warum müssen wir Wasser trinken bzw. warum braucht jeder lebende Organismus in der Natur Wasser zum überleben?
Was passiert mit unseren Körpern wenn wir zu wenig Wasser trinken?
Wie funktioniert unser Stoffwechsel bzw. wie abhängig ist die Leistung unseres Gehirns von Wasser als Grundlage enzymischer Vorgänge in unserem Körper?
Wie schafft es ein Baum, Wasser bis in die Spitzen der Baumkrone zu transportieren (Kapillarkräfte)?
Wo treten diese Effekte (Kapillarkräfte) in anderen physikalischen Bereichen auf bzw. wo kann man dies im Alltag beobachten?
Welche Rolle spielt die Gravitation bei diesem physikalischen Effekt?
Was hat die Photosynthese eines Baumes mit dem Stoffwechsel beim Menschen zu tun? Wo gibt es Ähnlichkeiten?
Warum sind Wälder bzw. ist generell die Natur für die Produktion von Sauerstoff, die Bindung von Kohlendioxid und weiterer Effekte für die Bewältigung der Klimakrise so wichtig?
Welche neuen Ansätze gibt es für die biologische Anpassung der Waldwirtschaft im Zusammenhang der ausstehenden klimatischen Veränderungen?
Welche wirtschaftlichen Interessen stehen diesen notwendigen Maßnahmen entgegen?
Welche Rolle spielt hier Politik bzw. welche Lobbygruppen versuchen dabei politische Entscheidungen für die eigenen Interessen zu manipulieren?
Wie kann es sein, dass Wasser privatwirtschaftlich verwertet werden darf und nicht als Allgemeingut geschützt ist?
Welche globalen Konzerne spielen hier eine dominante Rolle und welche Auswirkungen habe diese Monopole für die Entwicklung in anderen Ländern?
Wer bestimmt den Preis von Wasser bzw. wie setzt sich so ein Preis überhaupt zusammen?
Wenn man für Wasser bezahlen muss, wie ist das eingebunden in bzw. wie funktionieren staatliche Leistungen und welche Rechte hat man als Bürger:in eines Staates?
Wenn Wasser Geld kostet, was ist überhaupt Geld? Wie entsteht Geld? Welche Rolle spielen Schulden um die Geldwirtschaft überhaupt zu ermöglichen?
Kann man dem Wert von Geld vertrauen? Gibt es Ähnlichkeiten zwischen Geld als Zahlungsmittel und dem Handel mit Aktien?
Warum müssen Unternehmen mehr Geld verdienen, als sie zu ihrem Erhalt brauchen um erfolgreich zu sein? Und: ist das wirklich so?
Warum sind manche Unternehmen mehr wert als andere?
Warum sind Unternehmen mit digitalen Produkten und Angeboten oft sehr viel wertvoller als Unternehmen, die normale Produkte haben.
Welche Rolle spielt für diese Unternehmen die Idee eines Netzes bzw. den Möglichkeiten, die sich aus Vernetzung ergeben?
Was hat die Idee der digitalen Vernetzung mit der Funktion einer App in einem Smartphone zu tun?
Welche Rolle spielt dabei die Tatsache, dass Menschen dieses Smartphone jeden Tag und in so vielen Lebenssituationen nutzen?
Wie kann es sein, dass Unternehmen so viel über Menschen wissen und damit Angebote machen können, die diese Menschen so gerne nutzen?
Was macht das mit Menschen, wenn sie soviel Zeit mit digitalen Geräten verbringen und weniger in der Gemeinschaft?
Was macht das mit Menschen, wenn sie sich dadurch weniger bewegen, wenn sie weniger schwitzen, wenn sie ihren Stoffwechsel immer weniger durch Bewegung anregen?
Was hat das mit Gesundheit zu tun und welche Kosten entstehen, wenn Menschen krank werden und versorgt werden müssen?
Was bedeutet die Tatsache fehlenden Wassers, die zunehmende Hitze in grossen Gebieten auf der Erde mit der Not von Menschen und dem Zwang ihre Heimat zu verlassen?
Was bedeutet das in Zukunft für Nationen, die davon relativ verschont bleiben bzw. die reicher sind als andere?
Warum müssen Länder dann in Zukunft vermutlich bereit sein, mit vielen anderen Menschen das zu teilen was sie haben?
Was hat dieser Gedanke mit der Logik zu tun wie ein Wald funktioniert?
Was hat die Idee eines Netzes damit zu tun, wie die Pilze unterhalb des Waldes im Boden dafür sorgen, dass der Wald als Ganzes überleben kann?
Gibt es Ähnlichkeiten dieser Pilze (Rhizom) mit unserem Gehirn?
Entdeckung
Wie der Begriff Entwicklung so ist die Entdeckung vieldeutig zu betrachten. Wenn ich etwas entdecke, dann befreie ich es von einer Decke, einer Abdeckung, und erkenne darunter vielleicht das, was ich gesucht habe. Wenn es gut läuft. Man kann es jedoch auch anders sehen.
Ich verlasse meine Deckung und begebe mich, wissend um das Risiko, das damit verbunden sein könnte, auf eine freie Fläche, auf der ich noch keine Orientierung, keine Erfahrung habe.
Das Risiko einer gewissen Angreifbarkeit ist Teil dessen, dass ich das Wagnis einer Entdeckung eingehe.
Eine Entdeckung ist keine Erfindung. Wenn ich heute eine Reise an einen für mich fremden Ort wage, dann entdecke ich diesen zum ersten Mal. Der Ort selbst ist bekannt.
Dies war vor, sagen wir, 500 Jahren, als die Welt noch in allen Richtungen eine Endlosigkeit des Fremden anbot, sehr anders.
Heute kennen wir zwar vergleichbare Prinzipien, und doch ist es nicht direkt vergleichbar und benötigt eine veränderte, eine offenere Haltung.
Wenn wir uns von dem Anspruch trennen, ob wir die Ersten an diesem Ort sind oder ob es uns genügt – damit ein anderer bzw. ein eigener Wert verbunden ist –, wenn diese Entdeckung nicht als Wettstreit, Erste oder Erster sein zu wollen, sondern die Qualität der Entdeckung durch den gemeinschaftlichen Kontext bestimmt ist, der den Impuls zum Aufbruch lieferte, dann kann die Befriedigung vergleichbar sein mit jenen Zeiten vor 500 Jahren.
Nochmal kurz zu dem zur Hybris neigenden Begriff der Erfindung. Wie viele grundsätzliche Erfindungen gibt es überhaupt?
Das meiste, was wir in unserem Kopf als Erfindung zu akzeptieren gelernt haben, sind eher Adaptionen von etwas, was im Grunde schon da war. Wir könnten auch von optimierten Varianten eines Bestandes sprechen, die sich nur durch die Radikalität der Veränderung unterscheiden.
Mit dieser kritischen Betrachtung des Begriffes Erfindung (bzw. Innovation) erscheint die Entdeckung wieder in einem deutlich wertigeren Licht.
Selbstorganisation
Den Begriff Selbstorganisation werde ich hier nur peripher [2] thematisieren. Mehr dazu wird in einem späteren Methodenglossar vorgestellt. Hier und im Kontext des Themas Lernen bzw. Haltung nur ein paar Gedanken:
Selbst zu entscheiden, über das eigene Leben bestimmen zu können, was man macht, und damit auch zu entscheiden, was man ausgeschlossen hat, ist ein zentraler Aspekt einer freien und offenen Gesellschaft.
Wobei die Konsequenz einer Entscheidung scheinbar stetig an Dramatik verliert. Es wirkt fast so, als würden wir in dem benebelten Glauben leben, wir hätten eine Undo-Taste, die wir immer dann drücken könnten, wenn sich etwas, wofür wir uns entschieden haben, nicht so gut entwickelte.
Die Freiheit, nachdem Menschen erkannt haben, wohin sie wollen, was sie erreichen möchten, welche Ziele – soweit überblickbar – damit in Verbindung stehen, einen eigenen Weg (auch mit anderen) zu wählen, zu stolpern, manches zu korrigieren, doch nie das Ziel aus den Augen zu verlieren, ist jener Augenblick, an dem Lernen zu dem geworden ist, was es im Grunde immer sein soll: ein glücklich machender Kraftakt, das eigene Tun, die eigenen Handlungen zu organisieren und so zu gestalten, damit sie zu der Persönlichkeit passen, die man ist.
Diese Form der Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit [2], welche eine Persönlichkeit [2] [3] [4] sichtbar werden lässt, setzt dem grössten Hindernis menschlichen Wachstums, der Angst, eine kraftvolle Grenze.
Dieser Augenblick, in dem Menschen die Erfahrung mit sich selbst gemacht haben, was für sie das Beste ist, wie ihr Denken funktioniert, welche Methoden, Abläufe und Werkzeuge für ihr Wesen, ihre Person das erreichbar werden lassen, von was sie träumen und was sie erreichen möchten, ist – ich gebe zu, das klingt sehr pathetisch – der Goldstandard des Lebens.
Und es die grösste Gefahr von Gesellschaften, die sich repressiv und autokratisch entwickeln und damit wieder das Gift der Angst zu einem kollektiven Trauma werden lassen.
Dass das Prinzip der Unterdrückung heute ganz andere Wege geht, das hat schon Jean-Jacques Rousseau, 1712 – 1778, der einer Demokratie nicht wirklich offen gegenüberstand, in einem denkwürdigen (es ist würdig, darüber einen Moment nachzudenken) Zitat so formuliert:
Keine Unterwerfung ist so vollkommen wie die, die den Anschein der Freiheit wahrt. Damit lässt sich selbst der Wille gefangen nehmen.
Werkzeuge
Wir sagen zu vielem Werkzeug, was eigentlich nicht so bezeichnet werden sollte. Ein Werkzeug ist etwas, was Menschen ohne dieses Extra mit ihren körperlichen Möglichkeiten nicht leisten könnten.
Ein Werkzeug ist ein Hilfsmittel, also ein Mittel zur Hilfe.
Es kann und soll die Lücke zwischen der selbstdefinierten Aufgabe oder Herausforderung und der bzw. einer möglichen Lösung auf dem Weg zu dem geplanten Ergebnis schliessen.
Ein Werkzeug ist daher (fast immer) nur ein Teil in einem Prozess und hat damit einen bestimmten Zweck.
Damit sind die wesentlichen Aspekte zu einem Werkzeug im Prinzip benannt. Das Problem heute ist eher, dass Werkzeuge sich von traditionellen Prinzipien lösen und keine [physikalische] Werkbank bzw. Umgebung für eine Lösung benötigen.
Im Gegenteil: Sie lösen sich in digitalen, zeitbasierten, organisatorischen, systemischen oder strategischen Aspekten auf.
Vor allem wirken sie im Unsichtbaren.
Anfang der 1990er Jahre hatte ich einen Leitspruch auf einer meiner ersten Visitenkarten. Dieser lautete: The best tools are invisible!
Ein forscher Spruch in einer Zeit, in der noch vieles konkret und mit der Hand erledigt werden musste. Wenn wir heute auf das blicken, was wir als Werkzeug oder Tool bezeichnet wird, dann wirkt manches eher anachronistisch.
Darum geht es allerdings nur am Rande. Wichtig ist etwas anderes. Wir können Werkzeuge anderer nutzen, können von anderen den richtigen Umgang mit einem Werkzeug lernen, wir können andere beobachten, wie diese Werkzeuge nutzen.
Denken wir zum Beispiel an eine Küche und die subitle Weise, wie Kinder lernen, wie sie fasziniert beobachten, dass dort etwas zubereitet wird, das später gegessen wird.
Und schmeckt.
Oder erinnern wir uns an die Prinzipien, die erst verstanden werden müssen, damit wir mit diesem Werkzeug umgehen können. Ein einfaches Beispiel: Wir wollen ein Bild an die Wand hängen.
Es genügt nicht, zu lernen, wie wir einen Hammer anfassen sollten, um diesen richtig zu nutzen. Warum?
Es gibt eine ideale Griffposition, damit man das Handgelenk beim Schlagen schützt. Das kann man üben.
Sidekick: Wir sprachen schon von dem sogenannten Sweet Spot in einem der zum Thema Lernen vorangegangenen Texte mit dem Subtitel [verwertung].
Wenn ich mit einem Hammer umgehen kann, muss ich Erfahrungen mit Nägeln bzw. das Wissen um den richtigen Nagel für das Vorhaben gemacht haben. Darüber hinaus ist meine Kompetenz gefordert, die Beschaffenheit der Wand einschätzen zu können, in welche ich den Nagel schlagen möchte.
Soweit so gut.
Es kann jedoch sein, dass ich nicht gut genug vorbereitet bin, ich keine ausreichende Fähigkeit habe und mich beim Schlagen am Finger verletze. Oder die Wand beschädige.
Im ersten Fall brauche ich Mittel um die Schmerzen zu lindern. Im zweiten Fall irgendeinen Füllstoff zum Verspachteln der Delle an der Wand, sollte diese nicht von dem Bild überdeckt werden (was ich ggfs. akzeptiere).

Ein einfaches und triviales Beispiel mit dem einzigen Zweck, die im Prinzip komplexeren Aspekte in professionellen Situationen zu beschreiben.
Einen Hammer muss niemand mehr grundsätzlich neu erfinden.
Die besten Werkzeuge sind aber jene, die Menschen für sich selbst planen, entwerfen, entwickeln, nutzen und mit der Nutzungserfahrung immer weiter optimieren.
Darüber hinaus sollte die Lernumgebung bzw. alle daran und darin beteiligten Menschen integrativ mit der Lösung zu einem Problem verbunden sein.
Warum ist das wichtig?
Wirkliches Durchdringen, die Übernahme einer Aufgabe bzw. eines Projektes passiert vor allem, wenn man sich von den Start- und den Rahmenbedingungen (von aussen) in Teilen befreit, eigene Ansätze, eigene Prozesse bzw. Methoden und damit auch eigene Werkzeuge entwickelt.
Und diese mit anderen teilt!
Grenzerfahrung
Wir beobachten die Welt, nutzen Kenntnisse, das Wissen und die Erfahrung anderer. Doch es gibt ein Prinzip, das gerät im Rausch und der Verblendung durch digitale Hilfsmittel zunehmend in einen gefährlichen Hintergrund:
Das beste, um eine Erfahrung zu machen, ist, eine Erfahrung zu machen.
Das wird nicht zuletzt deutlich, wenn in der möglichen Diffusion einer Gruppe sowie der Distanz, die durch Anonymität entstehen kann, keine klaren Strukturen zur Verfügung stehen, um einen eigenen Weg zu finden, einen eigenen Schritt zu machen.
Es scheint heute so zu sein, als würde die Bereitschaft zu einem persönlichen Risiko durch digitale Schützengräben in Form der uns permanent umgebenden komplexen und vernetzten Medien immer geringer und eine tiefer werdende Bedürftigkeit nach Sicherheit wechselseitig dazu grösser.
In dem Text mit dem Subtitel [geschichte/n] spreche ich über Alexander von Humboldt. Zum Thema der Grenzerfahrung gibt es ein eindringliches Zitat von ihm:
Vier Monate hindurch schliefen wir in Wäldern, umgeben von Krokodilen, Boas und Jaguaren […], nichts genießend als Reis, Ameisen, Manioc, Pisang, Orenocowasser und bisweilen Affen. […] In Guayana, wo man wegen der Mosquiten, die die Luft verfinstern, Kopf und Hände stets verdeckt haben muß, ist es fast unmöglich am Tageslicht zu schreiben; man kann die Feder nicht ruhig halten, so wütend schmerzt das Gift der Insekten. Alle unsere Arbeit mußte daher beim Feuer, in einer indianischen Hütte, vorgenommen werden, wo kein Sonnenstrahl eindringt, und in welcher man auf dem Bauche kriechen muß. Hier aber erstickt man wieder von Rauch, wenn man auch weniger von den Moskiten leidet.
So extrem muss es in unserer Gegenwart natürlich nicht werden. Doch es ist schon frappierend, wie weit der Gedanke einer persönlichen Konfrontation mit dem selbst gewählten Thema, die Vorstellung, die Wohligkeit eines digitalen Raumes zu verlassen und sich in [eigene] Bewegung zu setzen, kaum noch auftaucht sowie die Vorstellung obsiegt, man könnte dies irgendwie digital bzw. abstrakt simulieren.
Aber das funktioniert nicht oder nur sehr bedingt.
Daher hier ein nachdrückliches Plädoyer zur Konfrontation und den Mut, sich einem Thema wirklich zu stellen.
Es ist auch ein Aufruf, einem damit verbundenen Konflikt nicht oder nur in Ausnahmen aus dem Weg zu gehen.
Wir brauchen die Bereitschaft zur kritischen Betrachtung, zum persönlichen Einbringen, wir brauchen die Offenheit gegenüber dem Unbekannten, das Wissen um die Möglichkeit des Misslingens und damit das Risiko, welches man eingeht.
Es kann misslingen.
Es kann scheitern.
Doch die negative Chance, man würde persönlich einen Schaden erleiden, eine echte Verletzung erleben (denken wir an Alexander von Humboldt), ist heute sehr gering.
Wir können es wagen.
Irritation
Die Zwischenüberschrift Grenzerfahrung passt gut zum Fokus in der Klammer der Überschrift dieses Textes: Haltung.
Was kann man schon richtig? Jede Ausbildung, jedes Studium kann nur eine Basis sein, um in der konkreten Situation der späteren Anwendung des Gelernten eine eigene Erfahrung zu machen.
Der Subtitel im vorangegangenen Text lautet daher bewusst [methoden?] und hat ein Fragezeichen. Theoretische Vorbereitungen, abstrakte Planungen, strukturierende und modulierende Werkzeuge und Methoden können hilfreich sein. Es sind ja auch alles Hilfsmittel.
Doch es gibt nicht den einen Weg, die eine Methode, die immer die beste Lösung ermöglicht.
Damit das nicht falsch verstanden wird. Es gibt sehr viele Methoden, die zu einem befriedigenden Resultat, einem ausreichenden Ergebnis führen.
Im Weiteren geht es um die nötige Perfektion und damit um jene Perfektion, die nur noch scheinbar perfekter ist, doch keinen Mehrwert schafft.
Hier geht es mir jedoch um die Frage, wie die beste Idee, das bestmögliche Ergebnis entsteht.
Ich bin der unbedingten Meinung, dass dafür alles nötig ist, nur nicht oder nur eingeschränkt der gewohnte Weg.
Jener Ansatz, den man kannte und auf den man sich gut verlassen konnte.
Denn man verlässt damit immer jene Bühne einer Erfahrung, auf der etwas Neues entstehen könnte.
Um aus dem Prinzip der Normalverteilung mit einem herausragenden Ergebnis hervorzustechen, ist Mut zur Irritation nötig.
Erst wenn wir so manches, was wir allzu sicher glaubten, verstanden zu haben, unser geistiges Inventar, die innere Maschine, die schon ein Leben lang gut [genug] lief, auf Null stellen, mit etwas Mut ignorieren und einen neuen Blickwinkel anstrengen, dann schaffen wir die Grundlage für eine neue Perspektive.
Es geht darum, der Macht der Gewohnheit ein Schnippchen zu schlagen, auszubrechen und einem irritierenden Nichtwissen zu folgen.
Uns selbst zu vertrauen und damit unserer Intuition.
Erst wenn wir es aushalten, dass sich das Ergebnis noch verborgen im Hintergrund hält und wir mit der Sorge kämpfen, dass es sich vielleicht nie zeigt oder erst bei einem zweiten, dritten oder vierten Anlauf, erst dann haben wir die Chance, wirklich über uns hinauszuwachsen.
Es ist ein wenig wie auf einen Berg zu steigen, der auf den ersten Blick viel zu hoch und unnahbar wirkt. Dazu eine Wiederholung einer Textpassage aus dem Text KÜNSTLICHE INTELLIGENZ_2 [maschine]:
Was aber ist Lernen? Wir haben uns an den Gedanken gewöhnt, Lernen mit der Anhäufung von Wissen zu verwechseln. Gerade so, als müsste man einen Berg aufschütten, um in die Ferne blicken zu können. Und in gewisser Weise ist das ja auch so.
Um bei der Metapher Berg zu bleiben: Niemand schüttet Berge auf, mehr als kleine Hügel schaffen Menschen aus eigener Kraft nicht.
Doch Menschen steigen auf Berge. Auch auf die höchsten. Dazu benötigen sie entweder die dafür antreibende Not, dies zu tun, vielleicht ein damit verbundenes Ziel oder die schiere Bereitschaft. Vielleicht auch eine Mischung aus unterschiedlichen Beweggründen.
Wichtig und im Sinne dieses Textes: Lernen ist ohne die Bereitschaft wenig substanziell. Es fehlt die Substanz und damit das Grundlegende, auf dem man in der Folge aufbauen kann. Wenn man will.
Karl Popper, 1902 – 1994, österreichisch-britischer Philosoph, ein Wegbereiter des Kritischen Rationalismus, sagte einmal kurz und treffend:
Wir irren uns empor.
Recht hatte er.
Für alle die gerne den ersten Teil lesen wollen: LERNEN_1 [basics]
Für alle, die gerne den zweiten Teil lesen wollen: LERNEN_2 [verwertung]
Für alle, die gerne den dritten Teil lesen wollen: LERNEN_3 [hände]
Für alle, die gerne den vierten Teil lesen wollen: LERNEN_4 [geschichte/n]
Für alle die gerne den fünften Teil lesen wollen: LERNEN_5 [prozesse]
Für alle, die gerne den sechsten Teil lesen wollen: LERNEN_6 [methoden?]
Für alle, die gerne den achten Teil lesen wolen: LERNEN_8 [+KI]
Für alle, die gerne den neunten Teil lesen wolen: LERNEN_9 [vision] > folgt
Für alle, die gerne den zehnten Teil lesen wolen: LERNEN_10 [post-vision] > folgt
Wer doch lieber auf Papier lesen möchte, findet hier das PDF.
Dieser Text entstand im Rahmen meines Forschungsprojektes mit dem Titel EDUCATION FUTURES im Sommersemester 2025. Hier die Erläuterungen zur Intention der Arbeit
EDUCATION FUTURES
Transformation der Bildung und Anforderungen an neue Methoden.
Bildung gilt als die Währung der Zukunft und als zentraler Aspekt der verantwortlichen Gestaltung einer Welt von Morgen, deren Aufgaben exponentiell komplexer und zunehmend dynamischer werden.
Bildung generell und damit auch der Anspruch in Hochschulen orientiert sich an dem Ansatz vertikaler und inkrementeller Strukturen und der damit verbundenen Organisationen, während die Einflussfaktoren der Digitalität im Kern einer systemisch vernetzten und iterativen Logik folgen.
Wenn die gewohnten Aufgaben und Tätigkeitsfelder mit digitalen und automatisierten Routinen sowohl effizienter als auch variabler sowie die kommunikativen Anforderungen direkter erstellt werden können, dann drängt sich die Frage auf, was diese Entwicklung für das Zukunftsbild des Berufsfeldes Design und Kommunikation langfristig bedeutet.
Möglicherweise bedeutet dies, die Enge einer auf ein Fachgebiet konzentrierten Disziplinarität generell neu zu denken und Szenarien zu formulieren, in denen unterschiedliche Disziplinen agil und dynamisch ein gemeinsames Ziel zur Lösung eines Problems verfolgen.
Marvin Minski, einer der Gründerväter der Künstlichen Intelligenz, hat diesen Gedanken unter dem Begriff der Heterarchie zum Ausdruck gebracht. Ein Begriff, der auf einer Metaebene jede Struktur so variabel nutzt, damit ein iterativer Prozess eine hohe Qualität des Ergebnisses ermöglicht und das avisierte Ziel effizient erreicht.
Damit Bildung zu unserer Zukunft passt, brauchen wir neue Methoden, neue, auch radikale Ansätze sowie den Mut zur Spekulation und Improvisation, um den Aufgaben in unperfekten Welten gerecht zu werden.
Dies bedeutet vielleicht auch die Aufgabe grundlegender Überzeugungen, wie Wissen entsteht, wie Menschen ihr Potenzial entwickeln und wie eine inklusiv denkende Gemeinschaft zu einem kreativen Wettbewerb der besten Ideen zusammenkommt und sich von einem Maschinendenken löst, welches kreative und verantwortliche Lösungen nur mit dem Anspruch an Verdrängung und den kurzfristigen ökonomischen Erfolg verbindet.
Der zweite Teil der Forschungsarbeit bestand in der Ausarbeitung verschiedener Glossare mit dem Ziel, Methoden für die konkrete Anwendung in der Bildung nachvollziehbar zu beschreiben.
Methodenglossar_1 [kommunikation + design]
Methodenglossar_2 [innovation + workshop]
Methodenglossar_3 [debatte + diskurs]
© Carl Frech, 2025
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Ich setze in jedem Fall auf Eure / Ihre Aufrichtigkeit.